Kokosblütenzucker: Die Wahrheit hinter dem Gesundheitsversprechen

Zucker ist nicht gleich Zucker – da sind wir uns wohl alle einig. Aber es gibt Zucker, die geben nur vor, besser zu sein als ihre Konkurrenzprodukte. In diesem Beitrag beleuchte ich ein sehr beliebtes Zuckerprodukt, das aus mancher Küche nicht wegzudenken ist: Kokosblütenzucker. Ist Kokosblütenzucker wirklich so viel besser als gewöhnlicher Haushaltszucker? Oder sitzen wir hier einem sehr erfolgreiche Marketing auf? 

Zuckerfreie Ernährung ist für viele Frauen mit Insulinresistenz und Blutzuckerschwankungen ein erster und wichtiger Schritt Richtung Stoffwechselgesundheit. Da nicht jedem ein Zuckerentzug leicht fällt, fangen viele zunächst damit an, den herkömmlichen Haushaltszucker gegen „gesündere“ Alternativen einzutauschen. Aber gibt es sie überhaupt, die gesunden Zuckeralternativen?

Viele denken, dass Kokosblütenzucker besser sei als Haushalts- oder Rohrohrzucker. Oft wird darauf verwiesen, dass Kokosblütenzucker besser sei, weil dieser niedrigglykämisch oder nicht so stark raffiniert sei wie weißer Zucker. Als ich mir im Drogeriemarkt meines Vertrauens und anschließend online die Zuckergehalte von Kokosblütenzucker einmal genau ansah, wurde ich etwas stutzig. 

So viel Zucker steckt wirklich in Kokosblütenzucker

Gewöhnlicher Haushaltszucker besteht zu 100 Prozent aus Saccharose, einem Zweifachzucker. Dieser Zweifachzucker (also zwei miteinander verbundene Zuckermeloküle) ist immer ein Teil Glukose und ein Teil Fruktose, also Fruchtzucker. Diese Einfachzucker können vom Körper verwertet werden, Glukose allerdings in sehr viel größerem Ausmaß als Fruktose, weil Glukose in den Muskeln und in der Leber gespeichert werden kann, Fruktose nur in der Leber. Warum das wichtig ist, erkläre ich weiter unten im Artikel.

Zurück zur Saccharose:

  • 1 Molekül Sachcharose = 1 Glukose + 1 Fruktose
  • 100 g Haushaltszucker = 50 g Glukose + 50 g Fruktose 

Auf der Website eines Anbieters, der Kokosblütenzucker in Bio-Qualität vertreibt, fand ich die Nährwertangaben: von 100 gr Kohlenhydraten sind 93 gr Zucker. Allein das machte mich schon stutzig. Nur sieben Gramm weniger als gewöhnlicher Haushaltszucker? Das soll der gesunde Unterschied sein?

Für meine Rechnung habe ich beim Kundenservice des Anbieters nachgefragt. Weil konkurrierende Produkte ganz ähnliche Werte auf der Packung angeben, bleibe ich bei diesem Beispiel als Stellvertreter, auch wenn die Werte bei einem solchen Naturprodukt natürlich Schwankungen unterliegen können. Ich bekam sehr zeitnah eine wirklich ausgesprochen detaillierte Aufschlüsselung des Zuckergehalts des Kokosblütenzuckers, den dieser Anbieter vertreibt.

Guten Tag, 

ich habe eine Frage zu Ihrem Bio-Kokosblütenzucker. In der Nährwerttabelle wird angegeben, dass dieser 93 gr Kohlenhydrate enthält, davon sind 90 gr Zucker. Was ist denn mit den anderen Kohlenhydraten – um welche Art von Kohlenhydrat handelt es sich dabei?

Danke und herzliche Grüße

In der Antwort-Mail heißt es, dass der vertriebene Kokosblütenzucker sich wie folgt zusammensetzt:

  • Kohlenhydrate gesamt: 93 g
  • davon Zucker 88 g, hauptsächlich Saccharose
  • Fructose 2g
  • Oligosaccharide 3 g

Wenn wir diese Angaben weiter Aufschlüsseln, dann sieht die Zusammensetzung von diesem Kokosblütenzucker mit Wahrscheinlichkeit so aus:

  • Kohlenhydrate gesamt: 93 g
  • davon Zucker 88 g, hauptsächlich Saccharose
    • hier wurde nicht weiter aufgeschlüsselt, also gehen wir mal davon aus, dass es sich bei den 88gr zu 100 Prozent um Saccharose handelt, denn anders weiß ich diese Aussage nicht zu deuten
  • weitere 2 g Fructose
  • und 3 g Oligosaccharide

Teilen wir die Saccharose weiter auf:

88 g Saccharose = 44 g Glukose und 44 g Fruktose

+ 2 g Fruktose

+ 3 g Oligosaccharide

= 44 g Glukose + 46 g Fruktose und 3 g Oligosaccharide

Wenn man nun den Haushaltszucker gegenüberstellt, zeigt sich schon ein ganz anderes Bild, besonders gut kann man das in dieser Tabelle sehen:

Glukose Fruktose Weitere Zucker Gesamt
Haushaltszucker 50 g 50 g - 100
Kokosblütenzucker 44 g 46 g 3 g Oligosacharide 93

Wie man deutlich sehen kann, ist die Zuckereinsparung nur minimal. Mal ganz abgesehen davon, dass die „Ersparnis“, wenn man denn davon reden kann, nur 7 Prozent insgesamt beträgt. Die verbliebenen Oligosaccharide wurden übrigens nicht weiter aufgeführt vom Kundenservice und ich habe nicht weiter gefragt. Deshalb kann ich auch nicht wirklich sagen, um welche Zucker es sich handelt. Welche Zucker das sein könnten und wie diese sich zusammensetzen, sieht du in dieser Tabelle:

Trehalose 2 Glukose
Maltose 5 Glukose
Cellobios 5 Glukose
Gentiobiose 7 Glukose
Raffinose 1 Glukose 1 Galaktose 1 Fruktose
Lactose 1 Glukose 1 Galaktose

Na so ein Zufall, Oligosaccharide besteht immer aus mindestens einem Glukosemolekül. Ach ja: Saccharose gehört auch zu den Oligosachchariden. Es ist also möglich, dass diese 3 g Oligosccharide auch Sachcharose sind. Mit Bestimmtheit kann ich das aber nicht sagen. Gehen wir einmal davon aus, dass dem so ist. Dann würde sich die Rechnung wie folgt verändern:

Glukose Fruktose Weitere Zucker Gesamt
Haushaltszucker 50 g 50 g - 100
Kokosblütenzucker 47 g 46 g 3 g Oligosacharide 93
Egal, welcher Oligosaccharid es ist: Der Glukosewert von Kokosblütenzucker erhöht sich. Der wahre Unterschied liegt bei nur läppischen 7 g auf 100 g.

Es wird dann sehr gerne argumentiert, dass Kokosblütenzucker Mineralien, Aminosäuren und Inulin enthalte. Ich habe mir nicht mehr die Mühe gemacht, die konkreten Werte dafür zu ermitteln, denn von den 7 g, die bei 100 g übrig bleiben, müsste man schon enorme Mengen verzehren, um in den Genuss davon zu kommen.

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IR beginnt nicht erst auf dem Teller. Du darfst ALLE deine Ursachen herausfinden und beheben.

- Carla, Gründerin von LifeSugar und In:Balance-Kurs

Der glykämische Index misst ausschließlich Glukose, keine Fruktose. Als Referenzlebensmittel dient Traubenzucker, also reine Glukose mit einem Wert von 100. Zucker (Saccharose) wurde bei der Erstellung des glykämischen Index nicht verwendet, weshalb der Vergleich hinkt. Weißer Zucker (Saccharose) hat einen mittleren glykämischen Wert je nach Quelle von 60-68 und ist damit übrigens im Mittelfeld einzuordnen. Also auch wieder nicht so viel schlechter, denn die niedrigglykämischen Lebensmittel weisen alle einen Wert von unter 55 auf. 

Wie meine Rechnung auch gezeigt hat, ist der Glukosewert dem des Hauhaltszuckers sehr ähnlich. Glukose ist aber der einzige Zucker, den der Körper verwenden kann. Die großen Zuckerspeicher im Körper sind für Glukose reserviert, nur die Leber kann Fruktose speichern und davon auch nur wenig. Da stellt sich nun die Frage, ob hier die Fruktose der wahre Übeltäter ist. Was dann Kokosblütenzucker mit gewöhnlichem weißen Zucker auf eine Stufe stellt.

Studien zeigen immer wieder, dass die Zugabe von Fruktose gravierende Konsequenzen mit sich bringen kann. Zu den schwerwiegendsten gehört wohl die Fettleber, die übrigens eine Insulinresistenz erzeugen kann. 

Wie ich gezeigt habe, sind die Werte an Glukose und Fruktose sehr ähnlich. Das Argument, dass Kokosblütenzucker niedrigglykämisch sie, ist falsch - er liegt bei 54 und ist damit nur einen Punkt entfernt von der derselben Kategorie wie weißer Zucker, der bei 60 liegt.

Gehört Kokosblütenzucker in ein Ernährungsprogramm bei Insulinresistenz?

Wie meine Recherche gezeigt hat, ist Kokosblütenzucker fast genauso zuckerhaltig wie Haushaltszucker und gehört deshalb meiner Meinung nach nicht ein ein Ernährungsprogramm bei Insulinresistenz.

Die Begründungen, die für Kokosblütenzucker als gesunden Zucker herangezogen werden, sind nichts als Denkfehler (falsches Referenzlebensmittel) und Marketing. Oder wurden hier mit Absicht Äpfel mit Birnen verglichen?

Hinzu kommt, dass nur eine Hälfte des Zuckers berechnet wird, nämlich die Glukose, die durch Insulin verstoffwechselt werden kann. Die Fruktose wird einfach verschwiegen. Dabei wird durch Fruktose die Hemmung des hungerfördernden Hormons Ghrelin unterbunden und man läuft Gefahr, mehr zu essen. Auch auf die Gefahr einer Fettleber durch Fruktose wird man als Verbraucher nicht hingewiesen.

Wer Kokosblütenzucker in der Suchmaschiene seines Vertrauens eingibt, dem sollte etwas aufallen: Es werden immer die gleichen Quellen zitiert. 

Besonders eine PDF der phillipinischen Landwirtschaftsabteilung. Sie stammt aus dem Jahr 2012 und es geht darum, wie Kokosblütenzucker lokal und global vertreiben werden kann. Auch dort findet man die Aussage, dass Kokosblütenzucker niedrigglykämisch sei und Haushaltszucker einen mittleren glykämischen Wert aufweist, weshalb Kokosblütenzucker ein geeignetes Süßungsmittel für Diabetiker sei. Diese PDF stellt die Pläne dar, mit denen Kokosblütenzuckerhersteller ihr Produkt erfolgreich vermarkten wollen. Mehr auch nicht. Also kein guter Beweis für den angeblich so gesunden Kokosblütenzucker.

Fazit Kokosblütenzucker  - wirklich besser oder besseres Marketing?

Im Internet liest man außerdem, dass Kokosblütenzucker kein Insulin brauche – auch niedrigglykämische Lebensmittel brauchen Insulin für die Glukose und außerdem ist Glukose nicht der Bösewicht, sondern Fruktose, die schon in geringen Mengen eine Fettleber und Insulinresistenz hervorrufen kann.

Wie meine Analyse deutlich macht, ist die Verwendung von Kokosblütenzucker mit falschen Argumenten gefüttert. Die harten Zahlen zeigen uns aber, dass Kokosblütenzucker genauso gesund oder ungesund ist wie weißer Zucker.

Einige werden sich jetzt vor den Kopf gestoßen fühlen. Das kann ich gut nachvollziehen. Aber die Zahlen machen und deutlich, wo Kokosblütenzucker wirklich einzuordnen ist.

Wenn du Probleme hast, vom Zucker loszukommen, dann empfehle ich dir meine Methoden im In:Balance-Kurs in Kapitel 4 "Essverhalten". Viele meiner Kursteilnehmerinnen leiden zu Beginn noch unter "Zuckersucht" und Heißhunger und können mit meinen Methoden endlich herausfinden, was wirklich hinter diesen Verhaltensweisen steckt - und wie man sich langsam und sicher von ihnen löst.

Bezüglich des kokoksblütenzucker-Hypes sollten wir uns stärker vor Augen halten, was man uns wie verkauft. Ein wenig kritischer zu sein schadet nicht.

 

Hey, ich bin Carla

Als ehemalige Führungskraft helfe ich Frauen, die aufgrund ihrer Insulinresistenz unter Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Wechseljahresprobleme, Heißhunger und Blutzuckerschwankungen leiden, ihre Stoffwechselgesundheit in die Hand zu nehmen und sich endlich wieder wohl in ihrem Körper zu fühlen.

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Alle Rechte vorbehalten. Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen stellen keine medizinische Anwendung dar. Sie dürfen auch nicht als solche verstanden werden. Bei jeglichen Änderungswünschen bezüglich einer ärztlich vorgeschrieben Behandlung (bspw. Absetzen von Insulinsensitizern), muss der behandelnde Arzt konsultiert werden. In den hier veröffentlichten Beiträgen veröffentlicht Carla Langner ihre persönliche Meinung und eigene Erfahrung mit Insulinresistenz. Dies dient der Wissensvermittlung und ersetzt keinen Arztbesuch. Langfristig kann eine Gewicht nur durch eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung reduziert werden.

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